Schulpartnerschaft

Interkulturelle Kommunikation
wirft fortlaufend neue Fragen auf

St. Germain School (Agona Swedru/Ghana)
und Berufsbildende Schule 1 Gifhorn (Deutschland)

Unsere Partnerschaft begann im Jahr 2008, als sich Gilbert Kofi Germain (Leiter der St. Germain School) und Tim Pauls (derzeit Lehrer an der Berufsbildenden Schule 1 Gifhorn) zum ersten Mal trafen. Tim arbeitete damals als Freiwilliger an der St. Germain School und war inspiriert, wie die Kinder dort dazu befähigt wurden, sich für ihre Rechte einzusetzen. Seitdem hat sich eine einzigartige Freundschaft zwischen Gilbert und Tim entwickelt. Durch den Austausch ihrer Ideen und Perspektiven auf das Leben erfuhren beide aus erster Hand, wie interkulturelle Kommunikation die Wahrnehmung der eigenen Realität erweitert.

Enge persönliche Beziehungen sind der Schlüssel zum Gedeihen unserer Partnerschaft. Die Bereitschaft beider Seiten, sich zu öffnen, die eigenen Perspektiven zu verändern und darauf zu achten, andere nicht anhand des ersten Eindrucks zu beurteilen, ist von entscheidender Bedeutung. Die Förderung einer tiefen und intensiven Kommunikation ist ein weiterer Eckpfeiler des persönlichen Wachstums wie auch der Partnerschaft. Digitale Möglichkeiten, wie ein gemeinsamer Blog und Sprachnachrichten, haben uns dabei geholfen. Persönliche Begegnungen haben aber das größte Potenzial zur weiteren Vertiefung der Beziehungen.

Das Lernen in unserer Partnerschaft erfolgt durch eine Mischung verschiedener Ansätze, insbesondere durch Reflexion von Perspektiven und Erfahrungen in einem Prozess der interkulturellen Gruppenkommunikation, in dem Konflikte angenommen und nicht unterdrückt werden. Um wirklich in die Tiefe gehen zu können ist es wichtig, Raum für private, zwischenmenschliche Gespräche zu schaffen. Die ständige Infragestellung der eigenen Perspektiven erwies sich als hilfreiche Haltung. Dies bedeutet auch, dass wir nicht versuchen, endgültige Antworten in der interkulturellen Kommunikation zu finden, sondern diese als einen Prozess wahrnehmen, der fortlaufend neue Fragen hervorbringt. Damit bewahren wir uns eine mentale Flexibilität, insbesondere um nicht in tief verwurzelten Mustern und Gewohnheiten gefangen zu bleiben.

Weiteres Lernen wird auch durch die zahlreichen Verbindungen zwischen unseren Lebenswelten ermöglicht: Wenn wir die Oberfläche der Kultur abkratzen, kommt darunter unsere gemeinsame Menschlichkeit zum Vorschein. Dies bedeutet jedoch auch, die Muster unserer eigenen Kultur infrage zu stellen.

Motiviert durch diese Erfahrungen wollten Gilbert und Tim anderen die Möglichkeit eröffnen, ihre Visionen und Ideen auf ähnliche Weise zu teilen. In einem ersten Schritt nahmen Schüler*innen aus St. Germain Videobotschaften auf, in denen sie Einblicke in ihren Alltag gaben. Dabei zeigten sie sowohl die fröhlichen als auch die traurigen Seiten. Diese Videos wurden im Rahmen einer Methode des Globalen Lernens in Deutschland genutzt, um die Schüler*innen zu ermutigen, sich bestehender Vorurteile bewusst zu werden und diese kritisch zu überdenken. Der darauffolgende stete Austausch zwischen den Schüler*innen gipfelte 2018 schließlich in den ersten „echten“ Begegnungen..

Indem wir nicht nur über die Ungerechtigkeiten in unseren Gesellschaften nachdenken, sondern diese durch gemeinsames Handeln auch verändern, wollen wir in der Zukunft den nächsten Schritt auf diesem Weg gehen..

Unser gemeinsamer Weg,
Zeichnung von Quynh Bui

Unsere Begegnung in Ghana 2018